Zum ersten Mal ganz alleine bei einem Lieferanten und gleich in einem fremden Land. Unsere junge Mitarbeiterin Laura Jux hat die Herausforderung angenommen und wertvolle Erfahrungen auf ihrer Studienreise in Schweden gesammelt. Verfolgen Sie ihre Reise in die schwedischen Wälder und zurück.
Laura Jux, Juni 2016
Bergkvist-Insjön AB ist eines der größten schwedischen Sägewerke im Familienbesitz. Sie haben ihren Sitz in Insjön, Dalarna in Mittelschweden und beschäftigen dort ca. 150 Angestellte. Ich wurde eingeladen, um dort bei unserem Partner drei Tage lang den Weg des Holzes vom Wald zum Kunden kennenzulernen.
In Insjön erwartete mich der Gebietsverkaufsleiter Per-Ragnar Bergkvist. Es war sehr aufregend für mich, ganz alleine einen Lieferanten zu treffen und auf Englisch zu kommunizieren. Die Schweden sind aber offen, nett und entspannt und ich habe mich sofort willkommen gefühlt.
Auch im Sägewerk wurde ich von allen mit offenen Armen empfangen. Es war sehr schön die Gesichter zu den Telefonstimmen und E-Mail-Signaturen zu sehen und die Arbeit dieser Leute hautnah zu erleben. Das Büro sah typisch schwedisch aus: ein gemütliches und freundliches Holzhaus. Um 10 Uhr wird dort in der nordischen Küche gefrühstückt und alle Mitarbeiter aus Lager, Produktion und Büro kommen zusammen.
Nachdem ich mich mit allen vertraut gemacht habe, setze ich mich mit Max Andersson, dem neuen Vertriebler bei Bergkvist-Insjön, und Per-Ragnar zusammen und bekomme einen kleinen Bergkvist-Exkurs. Zudem berichte ich, was ich „vom Holz“ schon alles weiß und was ich lernen möchte – und wie es sich herausstellte: es gab noch viel zu lernen!
Beim praktischen Teil fingen wir ganz von vorne an, im Wald. Rein in die Gummistiefel bei 26°C Außentemperatur, der hohe Norden scheint tatsächlich nicht so kühl wie sein Ruf zu sein. Bergkvist-Insjön AB ist Teilhaber in der Forstfirma Weda Skog AB, die das Holz für die Produktion aus den umliegenden Wäldern bezieht. Mit Max und einem Mitarbeiter von Weda Skog fahre ich in einen der umliegenden Wälder. Eine Fahrt mit einem Jeep, einem Jagdhund und richtigen schwedischen Holzfällern war schon sehr cool, aber das kann man noch toppen!
Im Wald angekommen erklärt Max mir, dass die dort neu gepflanzten Fichtenbäume 80-100 Jahre wachsen, bevor sie geerntet werden. Inmitten stehen einige große, ältere Bäume. Ihre Samen fallen zu Boden und neue Bäume wachsen so auch auf natürliche Weise. Einige ausgewachsene Bäume werden gefällt, um den neuen Bäumen mehr Sonnenlicht und Platz zum Wachsen zu geben. Nachhaltigkeit wird hier großgeschrieben und ist seit vielen hunderten Jahren Tradition.
Es geht für uns tiefer in den Wald hinein und ich höre etwas wie einen Trecker in der Ferne. Es stellt sich heraus, dass der Trecker ein Harvester ist, der gerade Bäume erntet. Nach kurzer Beobachtung der riesigen Maschine aus einem respektvollen Abstand, heißt es rein in den Harvester. Ganz alleine Harvester zu fahren wäre schon eine Übung für Fortgeschrittene, aber schon die Mitfahrt in der Kabine war eine wackelige Angelegenheit und eine beeindruckende Erfahrung.
Mit ihrem großen Greifarm umfasst die Maschine den Baum, sägt ihn ab, legt ihn quer hin und die Äste werden abgesägt. Der Greifarm scannt den Stamm und hier wird schon etwa festgestellt, welche Dimensionen aus dem Stamm später geschnitten werden. Der Stamm wird somit auch schon dem Kunden zugeordnet und entsprechend zum Abholen sortiert.
Zurück im Sägewerk zeigt mir Per-Ragnar, wo die Baumstämme angeliefert werden. Dort werden die Stämme auf einen Kettenförderer gelegt und durch den ersten Scanner geführt. Hier wird geprüft, was aus dem Baumstamm später geschnitten werden kann und der Stamm wird zur zugehörigen „Box“ oder „log class“ gefahren. Beeindruckend diese vielen log classes mit den unzähligen Baumstämmen und mit der Kulisse des Österdalälven-Sees im Hintergrund.
Am zweiten Tag der Exkursion folgen wir den Durchlauf des Holzes durch das Sägewerk. Der Stamm wird vor jedem Schritt mit einem 3D-Scanner gescannt um das letzte Ergebnis zu überprüfen und um den nächsten Schritt/Einschnitt zu optimieren. Die Stämme werden so in einem langen Prozess zu mehreren Dimensionen verarbeitet. Schritt per Schritt werden zuerst die Seitenbretter an jeder Seite abgetrennt und zum Schluss die Zentrumsbretter eingeschnitten. In der Kommandozentrale wird mir gezeigt wie jeder einzelner Schritt auf dem Computer überwacht wird.
Nach der Trocknung führt ein Laufband die Bretter direkt in die Sortieranlage. Am Nachmittag bekomme ich einen Exkurs in Sachen Qualität. Bergkvist sortiert von U/S – VII, wobei zu 90% US-V anfallen. Mir wird zudem erklärt, wo am Stamm die beste und wo die weniger gute Qualität herauskommt. In den Sortierhallen werden die Bretter mit Scanner oder Auge sortiert, die Länge wird gekappt und die Bretter werden in entsprechende Boxen einsortiert. Von den Sortierhallen führt der Weg in die Paketierung und raus in die Welt. So entsteht die gute Qualität, die wir von Bergkvist-Insjön kennen.
Am letzten Tag in Insjön durfte ich meine Firma Jacob Jürgensen Wood beim Bergkvist Golfturnier repräsentieren. Agenten und Freunde aus aller Welt waren eingeladen, um beim schwedischen Volkssport Golf zusammen zu kommen und einen schönen Tag miteinander zu verbringen. Während die Profis ihre 18 Löcher gemeistert haben, gab es für uns Anfänger ein eigenes Tournament. Dies wurde ein spannendes Duell mit Italien/Frankreich gegen Holland/Deutschland. Ein Sieg für Team Holland/Deutschland wurde die Krönung für meine spannende und abwechslungsreiche Studienreise nach Schweden!